Neue Herausforderung: Stoffwindeln

Noch bevor das Herzkind das Licht der Welt erblickte, recherchierte ich umfassend und mit viel Enttäuschung so einiges rund um das Thema Kind & Pflege. Dass ich durch eine Fernsehsendung auf Stoffwindeln gestoßen bin, empfinde ich im Nachhinein als sehr dankbar. Denn in den ersten Lebenswochen haben wir so viel Müll wie noch nie produziert. Und da ich trotz umfangreicher Recherche wenig Erfahrungsberichte fand, möchte ich das Internet um einen ehrlichen Erfahrungsbericht über das Thema Stoffwindeln reicher machen.

Mit dem Beschäftigungsverbot erlaubte ich mir den ein oder anderen Vormittag (und Nachmittag) vor dem Fernseher und sah in einer Sendung, wie eine Mutter ihr Kind mit süßen bunten Windeln wickelte. Als das Wort „Stoffwindel“ fiel, konnte ich gar nicht schnell genug nach Stoffwindeln googeln. Und dann sah ich sie: bunte, gepunktete, mit Tierchen versehene Windeln. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie „diese“ Windeln funktionieren sollten und wie man sie um himmelswillen sauber machen soll. Die Erfahrungsberichte im Bezug auf Stoffwindeln waren so rar, wie ’nen Zwanni auf der Straße zu finden. Viele Stunden vergingen und am Ende konnte ich mir ein Bild davon machen und war hin und weg von der Idee, den Gebrauch von Wegwerfwindeln zu verringern. Und das gab mir in meiner Vorstellungskraft schon so einige Bedenken was das Thema Wegwerfwindeln anging. Ich dachte an „unsere“ zwei schwarzen kleinen Mülltonnen, die für die vier oder fünf Parteien im Haus gedacht sind. Schon ohne Kind waren diese regelmäßig gut gefüllt, sodass ich gedanklich schon überlegt habe, wo ich denn die vollen Windelbeutel lagere, wenn diese nicht mehr in die Tonne passen würden und welchen Einfluss sie auf unser Umweltbewusstsein ausüben – in meinen Augen nämlich gar keinen.

Was sind Stoffwindeln?

In den Zeiten meiner Oma waren das Baumwolltücher, die um das Kind gewickelt und mit einer steifen Überhose irgendwie fixiert wurde. Also die Erzählungen klangen anders und nicht so appetitlich. Für uns ganz einfach erklärt: Heute ist es ein Windelsystem, welches entweder einzeln aus Überhose und Einlage (Hanf/Baumwolle/Mikrofaser) oder aus Überhose (PUL-Beschichtung) und eingenähter Einlage, auch A(ll)I(n)O(ne)-Windel genannt, besteht. Die Überhosen bestehen aus beschichteter Baumwolle, die aber keineswegs der beschichteten Baumwolle entspricht, die es für Tischdecken oder als Meterware zum Nähen von Taschen, etc. gibt. Es ist ein leichter und weicher Stoff, der die Flüssigkeit in der Windel hält. Es gibt aber wohl auch Strick-Überhosen, für die ich aber nicht zu begeistern war, obwohl diese dank Lanolin auch wasserdicht sind. 

 

Ergänzend zur Überhose braucht eine Stoffwindel nun eine Einlage. Diese gibt es entweder zum Falten (Prefold) oder schon in der gewünschten Größe für die Überhose aus verschiedenen Materialien. Grob habe ich mir in Erfahrung gebracht, dass es Mikrofasereinlagen gibt, die die Flüssigkeit vom Babypo wegtransportieren, aber nicht viel Flüssigkeit speichern können, dafür günstig. Baumwoll-Viskose-Einlagen speichern dafür schon etwas mehr Flüssigkeit, trocknen mittelmäßig schnell, kosten schon etwas mehr. Hanfeinlagen haben die stärkste Saugkraft, trocknen aber sehr langsam und sind teuer. Die Auswahl richtet sich unter anderem aber auch nach der Verträglichkeit der Einlage. Da sind die Hanf- und Baumwolleinlagen am hautfreundlichsten. Ich wasche übrigens alle Einlagen bei 60°C und mit enzymfreien Waschmittel. 

Es hat leider sehr lange gedauert bis ich den Herzensritter dazu überreden konnte, Stoffwindeln zu nutzen. Auch zu Recht. Er machte sich darüber Gedanken, ob es wirklich so umweltschondend sei, Stoffwindeln zu nutzen, wenn man immer den Trockner dafür anschmeißt (oder vielleicht auch nicht). Aber auch der Gedanke, den braunen Kloß mit der Einlage in die Waschmaschine zu werfen, war gerechtfertigt. Dafür gibt es aber eine Lösung: Muttermilchstuhl ist eh nicht aufzuhalten. Aber der Spätere, wenn die Beikost startet. Dafür benötigt man noch eine dünne Vlieseinlage. Diese kann man in der Toilette entsorgen. Trotz dieser tollen Lösungen, schreckte der Aufwand den Herzensriter ab, sich dafür zu entscheiden. Nach langen Diskussionsrunden und den Wunsch es doch einmal zu versuchen, kam er auf mich zu und sagte, dass wir es gemeinsam testen und ich die Freigabe, ein „Tagespaket“ zu bestellen, bekam.

Nun gut. Der Mehraufwand ist für mich nur minimal. Irgendwann werden alle Bewegungen routinierter, wenn man sie regelmäßig macht. So ist es auch bei der Einlage in die Überhose zu legen. Der Herzensritter hat nach einem Probetag nun auch das „Go“ für das tägliche Wickeln mit Stoffwindeln gegeben. Bei dem Herzkind nahm ich zu Beginn meist nur eine Mikrofasereinlage, da sie nicht so viel Flüssigkeit ausgeschieden hat, die ausllief. Inzwischen nutze ich diese sehr gerne in der Kombination mit Baumwollviskose, also zwei Einlagen übereinander. Über Nacht greifen wir vorerst noch auf Wegwerfwindeln zurück. Derzeit vor Sorge, dass bei ihrem sehr langen Schlaf der Po wund werden könnte. Denn dieses „Risiko“ ist bei Stoffwindeln höher. Ich habe auch schon die Erfahrung gemacht, dass die Windel zu voll war und nicht dicht hielt, weil die Einlage nicht klug gewählt war. 

Wenige Onlineshops bieten ein Testpaket mit einer Mischung aus Stoffwindeln verschiedener Marken an. Es lohnt sich danach mal Ausschau zu halten und lieber klein anzufangen, sich überzeugen zu lassen – oder auch nicht. Danach kann man seinen Testvorrat erweitern. In den meisten Überhosen lassen sich auch die Einlagen verschiedener Marken ohne Probleme einlegen. Ich bin nach wie vor von diesem Windelsystem begeistert und auch der Herzensritter nimmt den kleinen Mehraufwand in Kauf (meist lege ich schon eine Windel mit Einlage bereit). Auch eine Pro- und Kontra-Liste lohnt sich und man sollte sich bewusst werden, was für einen wichtig ist und worauf er verzichten kann. Nun nach einer Woche kontinuirlichem Wickeln mit den Stoffwindeln ist für uns das Fazit: Stoffwindeln schont die Mülltonne, den Geldbeutel und den Babypo. Ich bin seit der Nutzung der Stoffwindel zwar mehr erfreut über den bunten Windelpo, aber insgeheime auch darüber umweltbewusster zu denken. Ich kann es nur wärmstens empfehlen es mal zu versuchen und dann zu urteilen.

Die Anschaffungskosten sind zu Beginn relativ hoch, je nachdem für welches Windelsystem und welche Marken man sich entscheidet. Natürlich kommen auch die Kleinigkeiten wie ein Wetbag, ein Beutel für die genutzten Windeln, das Waschmittel und Windelvlies hinzu. In Summe aber lohnt sich die Anschaffung und am Ende kommt man günstiger bei raus als 2-3 Jahre Wegwerfwindeln zu kaufen. 

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