Warum ich mir das Stillen ganz anders vorgestellt habe

Nichts wird unter Neumamas so heiß diskutiert und besprochen wie das Stillen. So habe ich es vor der Geburt und auch nach der Geburt empfunden. „Möchtest du stillen?“ oder auch „Stillen Sie?“ sind der Dauerbrenner unter den Fragen. Für mich war es gar keine Frage, ob und wie ich das Herzkind zu ihren Kilos verhelfe. Doch in den ersten Lebensmonaten unseres Kindes kamen dann doch einige Gewissenskonlfikte auf, die es mir nicht immer einfach gemacht haben. Für euch gibt es einen ausführlichen Einblick in meinen Kampf um das Stillen. 

Wie bereits gesagt, für mich war es gar keine Frage, ob und wie ich das Herzkind ernähren möchte. Trotz der seltsamen Vorstellung, dass ein kleines Wesen an meinen Brüsten hängen, kleben und auch noch nuckeln wird. Trotz aller Stillberichte, die über „Es-ist-der-schönste-Moment“ bis hin „Es-waren-höllische-Schmerzen“ ließ ich mich nicht aus der Ruhe bringen und kaufte in der Erstaustattung keine einzige Flasche, auch nicht für den Notfall. Vor der Geburt hatte ich die Einstellung, dass ich immer noch umschwenken kann, wenn mir das Stillen nicht liegt. Nach fast fünf Monaten schüttel ich lachend den Kopf über meine Aussage. Denn ich stille nun seit fünf Monaten voll und ich empfinde es trotz aller Strapazen, die ich mit dem Herzkind gemeinsam durchgestanden habe, als eine Entlastung. 

Der Herzensritter und ich können uns nicht beklagen. Wir haben ein sehr anfängerfreundliches Kind. Wir haben früh angefangen feste Zeiten für das Kind zu finden, zu denen es ins Bett geht und das letzte Mal gestillt wird. Anfangs sind wir alle gemeinsam gegen Mitternacht ins Bett gegangen. Ab da hatten wir eine ruhige Nacht und jeder konnte seine sieben Stunden schlafen. Leider waren das auch sieben Stunden ohne Stillen, die es mir einige Wochen nicht einfach gemacht haben. In den ersten sechs bis acht Wochen nach der Geburt, so sagte es die Hebamme, ist das Stillen eh unschön und weit davon entfernt von diesem „harmonsichen Kosmos von Mutter und Kind“. Sie hat Recht behalten.

Es begann mit dem verpöhnten Stillhütchen

Jedenfalls kann ich mich noch daran erinnern, wie schmerzhaft es gezogen hat, als ich das Herzkind angelegt habe. Das war bereits im Krankenhaus. Ich bekam die verpöhnten Stillhütchen, die es mir um einiges einfacher gemacht haben – zumindest weniger schmerzhaft. Und so bekam ich Tag für Tag ein Stillhütchen und alle waren glücklich. Das Herzkind nahm zu, ich konnte es einigermaßen ertragen und die Hebammenschwestern unterstützten mich dabei. Als wir Zuhause ankamen, waren meine bestellten Stillhütchen bereits geliefert. Ich kochte sie ab und war glücklich. Meine Hebamme unterstützte mich ebenfalls darin, sie zu benutzen, wenn es für mich angenehmer war. Hauptsache ich stille. Nach drei Wochen startete ich den ersten Versuch die Stillhütchen wegzulassen. Beim Anlegen verzog sich nicht nur ich mein Gesicht. Und ja, der Herzenritter hatte Mitleid und versuchte mir mental das Händchen zu halten. Leider klappte es nicht auf Dauer, sodass ich weitere Wochen auf meine Stillhütchen setzte. Kurz vor Weihnachten schaffte ich es dann doch noch, die Stillhütchen abzusetzen und das Herzkind darin zu unterstützen, sich der wahren Brust anzunehmen.

Wer glaubt, dass ich keinen Milchstau gehabt hätte, der irrt. Ich hatte ihn. Öfter Mal. Dank der Hebamme wusste ich aber auch, dass ich es immer wieder ausstreichen musste bzw. das Herzkind einfach anlegen soll. Es hat geklappt. Später kam eine Milchpumpe dazu, die es mir erleichtert hat und ich zu alledem den Luxus bekam, am Wochenende mal durchzuschlafen. Die Milch wurde dann höchstpersönlich vom Papa verabreicht. 

Dann kam Weihnachten

Die damalige Situation war diese: Ich habe gestillt – ohne Stillhütchen. Bis auf die sieben bis acht Stunden in der Nacht. Die Stilldauer war von Beginn an sehr selten länger als 20 Minuten. Dann kam Weihnachten – unser erstes Weihnachten Zuhause. Leider hat mir das Fest so manche Nerven gekostet. Die kostbarsten Nerven galten dem Stillen. In dem ganzen Stress und der Eingewöhnung der neuen Situation mit Kind, war irgendwann nicht mehr genügend Milch da. Die Abstände des Stillens waren einfach zu lang, da das Herzkind über den Tag mehrmals vier Stunden am Stück schlief. Naja, und wie negativ sich Stress auswirkt, davon brauchen wir gar nicht anfangen zu sprechen. Es war ein Tierfpunkt. Ich war verzweifelt. Ab da fing die Verzweiflung an. Ich weinte. Ich weinte, weil ich meinem Kind nicht das geben konnte, was es brauchte. Ich hatte Schuldgefühle. Ich fühlte mich unfähig das Kind zu ernähren. Ich wollte nicht den Weg gehen, Flaschen und Nahrung zu kaufen, Flaschen täglich auszukochen oder gar Geräte dafür anzuschaffen. Ich war doch erst so stolz auf mich, dass wir endlich ohne Hilfsmittel stillen konnten. Warum sollte ich das jetzt aufgeben? Wegen etwas Übermütigkeit?

Nein!

Der Herzensritter unterstütze mich, dass es wieder besser wird und ich mir alle Zeit der Welt nehmen kann, um zur Ruhe zu kommen und dass es unserem Goldengel gut geht. Gesagt, getan. Der Goldengel durfte weiterhin seine langen Schlafphasen am Tag haben, da die kurzen für sie zu chronischem Quengeln führten. Ich habe zwischen den Stillmahlzeiten abgepumpt.Und irgendwann kam mir der Gedanke, dass es mir nicht mehr wert ist sieben Stunden durchzuschlafen. Mir war es lieber, dass das Herzkind einmal in der Nacht gestillt wird, der Milchproduktion wegen. Ich trank von Anfang an meinen Stilltee, wobei auch einfacher Fencheltee auch seine Wirkung entfaltet, am Morgen und einen am Abend. Zu viel wirkt sich wohl negativ auf die Milchbildung aus. Ich versuchte zur Ruhe zu kommen, wenn es die Kleine auch tat. Nach 1 1/2 Wochen waren die Erfolge endlich spürbar und auf den Flaschen der Milchpumpe auch endlich sichtbar. Die Schmerzen, die ich über viele Wochen beim Stillen spürte, waren übrigens kein Thema mehr.

Ich dachte, der Kampf wäre vorbei

Ich stillte also wieder ganz entspannt. Und dann entschied ich mich das Abpumpen sein zu lassen. Das Herzkind hatte weiterhin lange Schlafphasen am Tag. Ich verzeichnete vier Stillmahlzeiten am Tag. VIER!! Das bedeutet, alle sechs Stunden gab es die Brust. Zu selten und viel zu kurz. Die Milchprdouktion stellte sich allmählich ein. Und so begann das Theater von vorn. Stillen, abpumpen, stillen, abpumpen, usw. ich notierte mir die Zeiten, von wann bis wann ich was tat. Zwei Wochen lang. Und dann gab es wieder den Punkt und leider auch die Einsicht, dass ich unter diesen Umständen nicht mehr Stillen möchte. Ich wollte gerne an die Luft ohne auf die Uhr zu schauen, wann das Herzkind wieder Hunger haben könnte oder ich abpumpen müsste. Ich hatte keine Nerven mehr jede Tag bis zu vier oder fünf Mal die Teile der Milchpumpe zu reinigen. Ich wollte einfach unbeschwert das Kind anlegen und satt ablegen können. 

Leck mich!

Das dachte ich mir jedenfalls, als den Entschluss fasste, es ein letztes Mal anzugehen, dass das Stillen einigermaßen „harmonisch“ wird. Entweder es klappt jetzt ohne das ganze Abpumpen und Notieren der Zeiten oder ich muss in den sauren Apfel beißen und mir das Equipment für die Flaschennahrung zulegen. Ab dem Tag an, verbannte ich die Milchpumpe vorerst in den Schrank, meinen Fencheltee trank ich nach Lust und Laune und das Kind habe ich dann einfach nur noch drei Stunden schlafen lassen. Woche für Woche legten wir das Herzkind eine Stunde früher schlafen, sodass sie in der Nacht gerne nochmal an die Brust wollte. Seitdem gab es keine Probleme mehr mit dem Stillen. Es läuft jetzt. Also die Milch und der ganze Akt um das Stillen herum. 

Aber..

Dennoch rutschten wir von einem Abenteuer ins Nächste. So harmonisch oder intim wird es wohl nicht mehr werden. Wir haben gerade erst die „Brustschreiphase“ überstanden. Wir bewegen uns langsam in Richtung Beikost. Und dennoch genieße ich jedes Stillen, auch wenn es manchmal nur fünf Minuten sind und kein Stilltempel auf dem Sofa errichtet wurde. Es ist in Ordnung. Für mich hat es sich gelohnt dafür zu kämpfen, dass ich mein Kind überall und jederzeit ernähren kann, ohne Vor- und Nachbereitung zu haben. Ich gebe meinem Kind das Beste, was es bekommen kann (ja, ich weiß, dass Säuglingsnahrung inzwischen auch gut entwickelt ist). Und dennoch fühlt sich anders an, auch wenn beide Wege vollkommen in Ordnung sind. Ich verstehe es, wenn Mamas sich gegen das Stillen, aufgrund solcher oder auch medizinischen Komplikationen, entscheiden. Leider habe ich auch schon gehört und gelesen, dass manche keine Lust haben, wenn das Kind an der Brust „hängt“. Ich persönlich kann ich es jedoch nicht vertreten, wenn manche einfach schlichtweg keinen Bock darauf haben, weil die zuvor schöne Brust am Ende über den ganzen Boden geschliffen wird, weil sie hängt oder es sich komisch anfühlt. Ich akzeptiere es, kann dafür aber wenig Verständnis aufbringen.

Deswegen: jeder Kampf lohnt sich. Wer versucht zu kämpfen hat schon gewonnen und ich ziehe vor jeder Frau den Hut, die die Zähne zusammenbeißt und die Schmerzen und Verzweiflung erträgt. Ich bin nun auch eine von euch. Ein Hoch auf uns und die wunderbare Natur!

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